Allgemeine Anmerkungen zur Bestimmung von Schlangen
So selbstverständlich wie das Gefieder von Vögeln, die Fellbehaarung von Säugetieren und die Chitinpanzer von Insekten innerartliche Variabilitäten abhängig vom Lebensalter, Jahreszeit, Geschlecht und Lebensraum aufweisen, so divers sind auch die Erscheinungsformen der Schlangen. Zwar sind nur sehr wenige Arten in Deutschland heimisch, doch kann es bei Beobachtungen der Tiere im der freien Natur trotzdem leicht zu Verwechslungen kommen, da Reptilien allgemein ihre Körperfarbintensität möglicherweise bis zu einem gewissen Grade dem Untergrund anpassen können. Nicht intensiv farbgezeichnete Schlingnatter- und Kreuzotter-Individuen zum Beispiel werden häufig miteinander verwechselt, ebenso schwarz gefärbte Kreuzottern und Aeskulapnattern, so daß die exakte fotografische Registrierung einer beobachteten Schlange in jedem Fall sinnvoll ist. Anhand von Fotografien lassen sich so die Auschlußkriterien zur Artbestimmung nachträglich meist sicher überprüfen. Hilfreich ist dabei insbesondere die Zahl, Größe und Form der Schuppenplatten auf der Kopfoberseite, denn Körperzeichnung und -farbe können sehr stark variieren.
Für ein heimische Arten gilt die Pupillenform als sicheres Trennungsmerkmal zwischen Nattern (runde Pupille) und Ottern bzw. Vipern (senkrecht länglich oval, "Katzenaugen"-ähnliche Pupille). Desweiteren haben Nattern meist wenige große (4) Schuppenschilder auf der Stirn zwischen Nase und Augen, während bei Ottern bzw. Vipern eine größere Zahl kleinerer Schuppenschilder den Kopfvorderrand bedecken.
Schlingnatter
Coronella austriaca
Die sicheren Arterkennungsmerkmale der Schlingnatter (Coronella austriaca): 4 große Schuppenschilder zwischen Augen und Kopfvorderrand, runde Pupille und deutlich dunkler Horizontal-Streifen vom Nasenloch über das Auge bis zum Hals. Der dunkle Streifen wirkt auf dieser Abbildung durch den darüberprojezierten Schatten eines Grashalmes etwas länger, als er tatsächlich ist.
Ansicht des am 31.5.2008 beobachteten Schlingnatter (Coronella austriaca) Individuums, die eine gewisse Verwechslungsmöglichkeit mit der Kreuzotter (Vipera berus) beinhaltet: Die nur schwach ausgeprägte Rückenmusterzeichnung ähnelt etwas der Färbung einer Kreuzotter. Dieser Eindruck wird zusätzlich durch die etwas aufgeblähten hinteren Kopf-Außenseiten des eigentlich schmaleren Kopfes der Schlingnatter im Ruhezustand verstärkt. Das Tier war zum Zeitpunkt dieser Fotografie schon etwas gestört und begann mit der Rückzugsbewegung in leicht erregtem Zustand.
Die Schlingnatter im Ruhezustand beim Auffinden am 31. Mai 2008 am Rande des Asphaltbandes der Dietenhäuser Straße am Ortseingang Weilmünsters auf Höhe der Querstraße "Am Weißen Rain".
Schlingnatter Coronella austriaca an der aufgefrästen Asphaltrinne am Straßenrand der Dietenhäuser Strasse auf Höhe des Weißen Raines. Das Versteck der Schlange in der Spalte am Rande des Asphaltband wurde wenige Wochen später durch die neuaufgetragene Strassendecke und den Bordsteinbau zerstört.
Während der naturkundlichen CID - Geländeexkursionen in die Umgebung Weilmünsters zwischen August 2002 bis November 2013 kam es zu insgesamt 4 Beobachtungen der Schlingnatter. Die 4 Funde erstreckten sich über den Zeitraum von 10 Monaten vom 5. August 2007 bis 1. Juni 2008. Nur 1 Beobachtung, die vorangehend beschriebene vom 31. Mai 2008 betraf ein lebendes und erwachsenes Tier. Der Fundort ist, wie schon im Bildbegleittext erwähnt, der Rand des Asphaltbandes der zu diesem Zeitpunkt für den Verkehr gesperrten Dietenhäuser Straße am Ortsausgang Richtung Dietenhausen auf Höhe der Seitenstraße "Am Weißen Rain". Die Schlange hielt sich damals in der Asphalt-Fräßrinne am wiesenseitigen Straßenrand auf.
Die erste Registrierung einer Spur von Coronella austriaca war 9 Monate zuvor am 5. August 2007 mit dem Fund mehrerer Stücke abgestreifter Schlangenhaut auf dem Schieferhaldengelände im Mehlbachtal erfolgt. Die Kombination der Bruchstücke ergab eine hochgerechnete Gesamtkörperlänge der gehäuteten Tieres von mindestens 80 cms.
Bruchstücke des Schlangenhaut-Fundes von Coronella austriaca im Mehlbachtal vom 5. August 2007
Zu diesen beiden Nachweisen lebender Tiere kommen desweiteren 2 Funde junger Tiere, die wahrscheinlich durch Vogelschlag und Straßenverkehr ums Leben kamen. Am 24. August 2007 wurde eine junge Schlange auf dem ehemaligen Bahndamm (heute Fahrradweg) der Linie Weilmünster - Laubuseschbach nahe des ehemaligen Bahnhofes Rohnstadt am Kreuzungspunkt der nach Rohnstadt abzweigenden Landstraße (Asphaltwerk Schäfer) gefunden. Das Tier hatte mehrere nahe beieinanderliegende Verletzungspunkte, die von Vogelkrallen stammen konnten.
Jungtier von Coronella austriaca vom 24.8.2007. Fundort Fahrradweg Weilmünster-Laubuseschbach Höhe Abzweig Landstraße nach Rohnstadt am ehemaligen Bahnhof Rohnstadt.
Das zweite Jungtier von Coronella austriaca wurde am 1. Juni 2008 (also 1 Tag nach der Beobachtung der lebenden Schlingnatter in der Dietenhäuser Straße) an der Landstraße Richtung Weilburg zwischen den Weilmünsterer Ortsteilen Lützendorf und Ernsthausen auf Höhe der Passage der Ferngasleitung gefunden. Das Tier wies keine äußerlichen Verletzungen auf, sein Körper war vollständig intakt, so daß möglicherweise direkte menschliche Einwirkung auf die Schlange stattgefunden hat bzw. diese an den Fundort transportiert worden ist.
Am 1. Juni 2008 am Rande der Weilstraße zwischen Lützendorf und Ernsthausen auf Höhe der Gasleitungs-Passage gefundenes, äußerlich unverletztes Jungtier von Coronella austriaca.
Hauptverbreitungsgebiet der Schlingnatter ist Mittel-Europa und der Vordere Orient. Die Tiere besiedeln vom Norden der Iberischen Halbinsel bis zu den Südlichsten Regionen der britischen Inseln und Skandinaviens fast ganz Mitteleuropa. Im Osten reicht das Verbreitungsareal über die Balkan-Länder bis zum Kaukasus und einiger angrenzender, isolierter Areale. Der eingebürgte deutsche Artname ist auf das beobachtete Verhalten des Umschlingens und Erstickens der Beute zurückzuführen. Weitere deutsche Bezeichnungen sind GLATTNATTER, ÖSTERREICHISCHE NATTER und BRAUNE HERZSCHLANGE. Anderssprachige Bezeichnungen sind SMOOTH SNAKE, CULEBRA LISA, CORONELLE LISSE oder GNIEWOSZ PLAMISTY und MIEDZIANKA.
Schlingnattern bevorzugen xerothermophile Standorte, d.h. trockene, sonnenbeschienene Stellen, insbesondere: Sandheiden, Magerrasen sowie trockene Hochmoor- und Waldränder, wärmebegünstigte Hanglagen mit Mager- und Trockenrasen, Geröllhalden, Trockenmauern und aufgegebenem Rebgelände (Weinberge). In höheren Mittelgebirgslagen, in Ostbayern oder auch in Südschweden bilden besonnte Waldränder in Nachbarschaft von extensiv bewirtschafteten Wiesen, Gebüschsäume, Hecken, Waldschläge, Felsheiden, halbverbuschte Magerrasen und Böschungen das Biotopspektrum der Schlingnatter. Im Alpenraum wird eine Vielzahl von offenen bis halboffenen Lebensräumen in wärmebegünstigten Lagen besiedelt. Dazu kommen überall anthropogene Sonderstandorte wie Bahndämme und Steinbrüche. Gelegentlich finden sich Schlingnattern auch an naturnah strukturierten Siedlungsrändern von Dörfern und Städten. (Zitat: Wikipedia).
Haupt-Aktivitätszeitraum der Schlingnattern sind die Monate April bis Oktober. Adulte Tiere häuten sich im Jahresverlauf 2 bis 6 mal und können ein vermutetes Maximalalter von ca. 20 Jahren erreichen. In den Frühlingsmonaten sind die Tiere an Ruheplätzen in der Sonne wenig scheu und flüchten zuerst nicht bei Annäherung. Die Paarung der Schlangen erfolgt im Frühjahr und kann mehrere Stunden dauern. Der Nachwuchs kommt Mitte August bis Ende September zur Welt. Schlingnattern sind lebendgebärend bzw. ovovivipar, das heißt, die Eier entwickeln sich im Körper der Schlange und die Jungtiere kommen ohne die Eihülle zur Welt. Je nach Größe des Muttertieres gebiert ein Weibchen 3-15 Jungtiere. Das Beutetierspektrum der Schlingnattern umfaßt u.a. insbesondere Eidechsen, Spitz-, Wühl- und Waldmäuse, junge Froschlurche, Jungvögel und Vogeleier, Insekten und Regenwürmer.
Auf der Verbreitungskarte für Hessen (Hessen Forst FENA) war die Schlingnatter im Jahr 2005 im Gebiet der Topographischen Karte Weilmünster Blatt 5516 noch nicht registriert. Nächste dort verzeichnete Vorkommen betrafen den Raum Cleeberg und Weilburg. Begleitend wird aber die Vermutung geäußert, daß diese Schlangenart in Hessen, mit Ausnahme höherer Mittelgebirgslagen mit geschlossener Waldbedeckung, flächendeckend vorkommt.
Ringelnatter
Natrix natrix
Unverwechselbar im Vergleich zu den vorangehend erwähnten deutschen Schlangenarten ist die Ringelnatter. Besonders an den beiden bogenförmigen hellen Flecken am Hinterrand des Kopfes, deren Farbe von weißlich-gelblich über leuchtend gelb bis leicht orange getönt erscheinen kann, ist diese Schlangenart gut von allen anderen heimischen Arten zu unterscheiden. Auch ihre dunkle Rückenfärbung, die lateral deutlich von der helleren Bauchseite abgesetzt und meíst nur seitliche, vertikal dunkelstreifige Zeichnungselemente beinhaltet, ist kaum anderen Schlangenarten zuzuordnen. Die Rückenfarbe variiert von grau-silbrig-metallisch über stahlgrau, olivgrau bis olivbraun / olivgrün.
Ringelnatter-Jungtier am 18. April 2005 in einem Hausgarten an der Weilmünster Lorbeerkrone
Im Beobachtungszeitraum August 2002 bis November 2013 wurden im Gemeindegebiet Weilmünsters 2 Ringelnattern gesichtet. Am 3. Juni 2013 wurde desweiteren am Ende des Weiltales bei Weilburg Guntersau ein auf der Weilstraße überfahrenes Tier gefunden, ein weiteres totes Jungtier am selben Tag am Weilburger Mühlberg, ebenfalls als Verkehrsopfer.
Die Lebendbeoachtungen datieren auf den 18. April 2005, als ein Jungtier vermutlich an einem Ringelnatter-Brutplatz in einem Hausgarten an der Weilmünsterer Lorbeerkrone von Katzen gefunden und diesen entzogen wurde. In dem Hausgarten werden seit 40 Jahren gezielte Fördermaßnahmen zur Unterstützung der Ansiedlung von Reptilien praktiziert. Steinhaufen, Altholzansammlungen und lockere Hang-Gestrüpp-Polster mit unzähligen Unterschlupfmöglichkeiten bieten Schlangen und Eidechsen zahllose Rückzugsräume, Verstecke und Brutplätze. Der zweite Ringelnatter Fund erfolgte am 18. Juni 2008 im Möttbachtal nahe Möttau am Möttauer Weiher. Eine schwimmende Ringelnatter konnte hier beobachtet und fotografiert werden.
Weitere gesicherte Nachweise für Ringelnatterpopulationen liegen für das Gebiet am westlichen Ortsrande Weilmünsters vor, wo Brachflächen und xerotherme Habitate entlang des Bahndammes und auf dem Haldengelände des Steinbruches ausreichende und ideale Habitate für Ringelnattern aber auch Schlingnattern und andere Reptilienarten bieten. In dieser Gegend wird auch von regelmäßigen Beobachtungen von Ringelnattern in Gartenteichen berichtet.
Schwimmende Natrix natrix am 18. Juni 2008 Möttauer Weiher
Natrix natrix am 18. Juni 2008 am Möttauer Weiher
Die Ringelnatter ist im Gegensatz zur trockenheits- und wärmeliebenden Schlingnatter häufig an Gewässern, in Sumpf- und Feuchtgebieten beobachten. Sie ist eine ausgesprochen gute Schwimmerin und kann auch Fließgewässer mit relativ starken Strömungen noch gut überwinden. Dabei ist sie nicht nur gut schwimmfähig an Wasseroberflächen, auch ihr Tauchvermögen ist gut entwickelt, so daß die Ringelnatter unter Wasser jagen und Fische, Amphibien und Wasserinsekten erbeuten kann.
Neben Gewässer-Lebensräumen, die sie insbesondere zur Jagd aufsucht, bewohnt die Ringelnatter aber auch trockene Standorte. Insbesondere an den ersten Sonnentagen nach dem Ende der Winterruhe suchen die Schlangen xerotherme Stellen auf, wo sie sich zur Thermoregulation der Sonnenbestrahlung aussetzen und zur Paarung - etwa gegen Ende April - zusammenfinden.
Ringelnattern legen Eigelege an. Ähnlich wie bei der Paarung selbst, kann es dabei zur Gruppenbildung zahlreicher Individuen kommen. Zur Eiablage werden auch anthropogene Substrate angenommen, die Wärme durch Zersetzung organischen Materiales erzeugen, wie z.B. Kompostierungsstellen oder Sägemehlansammlungen, desweiteren Binsen- und Schilfpolster. Je nach Umweltbedingungen dauert die Eientwicklung zwischen 4-10 Wochen, so daß die Jungschlangen in den Monaten August und September schlüpfen.
Das Verbreitungsareal ist deckungsgleich mit dem der Schlingnatter, aber wesentlich ausgedehnter in südlicher und östlicher Richtung. Ringelnattern findet man noch an der Mittelmeerküste Nordafrikas, in der Türkei, den Levante-Staaten und bis zur Grenze der Mongolei.
In Hessen ist die Ringelnatter vermutlich in allen Landesteilen beheimatet.
Andersprachige Bezeichnungen für Natrix natrix sind Zaskroniec zwyczajny (Pol.), Ringslang (NL), Grass Snake, Ringed Snake oder Water Snake (Eng.), Culebra de collar (Sp.), Vizisiklo (Ung.), Marî avî bzw. Marê giya (Kurd.) und Yarı sucul yılan (Türk.).
Blindschleiche
Anguis fragilis
Fast alle, die während der Nachkriegsjahre dem Naturkunde-Grundschulunterricht folgten, werden sich an die populärwissenschaftliche Lehre erinnern können, Blindschleichen seien keine "Schlangen" sondern "Eidechsen mit evolutiv zurückentwickelten Beinen". Auch wenn es sich bei dieser Lehrmeinung möglicherweise um ein Relikt der darwinistischen Staatslehre des gerade vergangenen Dritten Reiches und ein wichtiges Denkelement der politischen Biologie gehandelt haben mag, so verhalf dieses Konzept den Blindschleichen doch im Vergleich zu den "anderen Schlangen" zu enormen evolutiven Vorteilen, denn sie sind bei weitem häufiger und zahlreicher als Ringelnattern, Würfelnattern, Schlingnattern, Aeskulapnattern, Kreuzottern und Aspisvipern.
Die langsamen und wenig schreckhaften Tiere bevorzugen in den Frühlings- und Sommermonaten vegetationslose, sonnenbeschienene, trockene und wärmehaltende Plätze wie Rad- und Feldwege, Strassen, Ruderalflächen, etc. zum Sonnen bzw. zur Thermoregulation ihres Organismus und sind dort oft zufällig zu beobachten. Die Nähe menschlicher Siedlungen und Aktivitäten vertreibt sie nicht, im Gegenteil suchen sie gerne anthropopgene Strukturelemente als Versteck, so daß sie deutlich häufiger "gesehen und entdeckt" werden, als ihre Reptilien-Verwandten. So findet man dieses Reptil oft auf ungestörten Grundstücksflächen, Brachen und Lagerplätzen unter am Boden liegenden Blechplatten, Baumaterial, Dachpappe, Eternit, Holzbrettern etc. versteckt. Die Blindschleiche ist in der populären Volksmystik deutlich weniger "verhasst" und genießt - schon wegen ihres Namens - einen gewissen "Mitleidsvorteil", so daß sie nicht so starkem Verfolgungsdruck durch Unwissende unterliegt, wie die "giftschlangenähnlicheren" anderen Schlangen.
Anguis fragilis Haselwurm (auch: Kupferschlange oder Blindschleiche)
2. Mai 2005 Feldweg an der Lorbeerkrone
Seit Langem etablierte Denkmodelle und Systeme in Frage zu stellen ist immer ein riskantes Unternehmen, besonders wenn offensichtlich komplizierte theoretische Konstruktionen wie die Evolution der Entwicklung der Extremitäten und ihre anschließende Wiederrückentwicklung mit ihnen abgesichert wurden. Im Falle der keineswegs blinden Blindschleiche und ihrer namentlichen Zuordnung zu den ANGUIDAE (Schleichen) als Verwandte der Eidechsen gegenüber den den Schlangen zugeordneten Familien der TYPHLOPIDAE (Blindschlangen), BOIDAE (Riesenschlangen), COLUBRIDAE (Nattern) und VIPERIDAE (Vipern und Ottern) ist diese deutsche Namensgebung noch stärker im Metaphorismus verwurzelt durch die Existenz eines nahen Verwandten von Anguis fragilis mit ähnlich tiefgründigem deutschem Artnamen, nämlich der auf dem Balkan lebenden Blindschlange Typhlops vermicularis, dem BLÖDAUGE.
Körpermerkmalsunterschiede mögen eine Zuordnung von Anguis fragilis zu den existierenden Schlangenfamilien aus der Sicht der Biosystematik als schwierig erscheinen lassen, doch ist die Zuordnung einer beinlosen Reptilienart mit schlangenähnlichem Körper in die Nähe der Lacertidae eine erklärungsbedürftige Konstruktion.
Systematische Abgrenzungen sind menschengemachte Katalogisierungs- und Einordnungs-Hilfsmittel. In der Natur gibt es jegliche Art von Übergangsformen. Das Problem der Zuordnung von Anguis fragilis entsteht im Prinzip nur dadurch, daß über die Gesamtheit der Reptilienfamilien der technische Trennungsparameter "Echsen / Schlangen" gestülpt werden soll, was dann im Grenzzuordnungsbereich zu evolutionärer Erklärungsakrobatik führt. Das Zuordnungsproblem löst sich von selbst, wenn auf die sytematischen Gruppen ECHSEN, AMPHISBAENEN und SCHLANGEN verzichtet würde und alle dort verwalteten Familien nur als REPTILIEN zusammengefasst wären.
Doch die exakte, wissenschaftliche Definition des biblischen Metaphers, wer oder was denn nun "Nattern- und Schlangengezücht" sei und wer nicht, entstammt wohl dem Anspruch auf Klärungsbedarf religiöser Ideologen und hatte somit lange Zeit Vorrang vor Naturgegebenheiten. Dieser Aspekt ist auch im Zusammenhang mit dem im vorangegangenen Kapitel angesprochenen Thema der Ethnobiologie der "Schlangen" wichtig. Ist nicht etwa auch die Schmetterlingsraupe in der Lage, zu einem späteren Zeitpunkt ihrer Entwicklung Flügel auszubilden ? Warum sollen Schlangen dann in der Natur nicht auch zur Entwicklung von Extremitäten fähig sein, wenn adulte Eidechsen in der Lage sind, verlorene oder abgestoßene Extremitäten zu regenerieren ?
Naturwissenschaftler müssen lernen, Momentbeobachtungen nicht zu Gesetzmäßigkeiten zu erheben sondern gesamte Lebenszyklen zu überschauen, die phänomenale Wandlungen integrieren können, und dabei berücksichtigen, daß Beobachtungen von gefangenen Tieren höchsten zu reduzierten Erkenntnissen führen.
Anguis fragilis am 8. Mai 2012. Weiltalradweg zwischen Ernsthausen und Essershauen.
Anguis fragilis ist neben
Thyplops vermicularis wohl das Tier mit dem unzutreffendsten deutschen Artnamen. Das schlangenartige Reptil ist keineswegs blind, vermutlich sogar hochintelligent und ebenso nicht "wurm"-ähnlich. Am zutreffendsten ist der deutsche Name "Kupferschlange", denn dieser steht in realem Bezug mit der metallisch-kupfernen Körperfarbe der Tiere, doch stehen dieser deutschen Benennung die "systematische Zuordnung zu den Eidechsen" und die mosaisch-biblische Kupferschlange
נחשתן Nehuschtan (
eherne Schlange) im Wege
.
Anguis fragilis mit der typischen metallisch-kupfernen Körperfärbung
am 21. Mai 2012 auf dem Weiltalradweg bei Weilmünster
In die Nähe der Eidechsen gerät die Blindschleiche zuerst durch ihre diesen ähnliche Fähigkeit, bei Angriffen durch Raubtiere und Fressfeinde das eigene Körperende abzustoßen und anschließend wieder bis zu einem gewissen Grade zu regenerieren. Der abgestoßene Schwanz der Eidechsen und Blindschleichen ist trotz der Isolation vom Körper der Tiere zu aufsehenserregenden Eigenbewegungen fähig, was die Aufmerksamkeit von Vögeln, Füchsen, Katzen oder anderen Prädatoren so in Anspruch nimmt, daß den "Resttieren" die Flucht gelingt. Das dies ein häufig erfolgreiches Überlebenskonzept ist, zeigt die große Zahl von lebend gefundenen Reptilien dieser Gruppe mit vernarbtem Abdominalende. (Siehe Abbildung "Zauneidechse" im folgenden Absatz und YouTube Video von Foto CID Nature Studies: Lacerta vivipara - Body independent movements of separated tail).
Die phänomenale Regenerationsfähigkeit von Gliedmaßen und anderen Körperteilen bei Amphibien und Reptilien ist in den letzten Jahrzehnten zu einem wichtigen Forschungsgebiet für die Entschlüsselung der dabei stattfindenden metabolischen Prozesse geworden, in der Hoffnung zum Beispiel durch genetischen Transfer auch bei Säugetieren Organ- oder Gliedmaßenregenerationen induzieren zu können.
Wegen ihrer weithin bekannten Ungefährlichkeit werden Blindschleichen oft zu Spielobjekten von Kindern, denn sie bewegen sich nur langsam voran und können leicht mit der Hand eingefangen werden. Die Tiere winden sich dann um Finger und Arme, was ein angenehm-aufregendes Gefühl erzeugt. Bedrängt man sie allerdings zu sehr, dann schlingen sie ihr Körperende um den Arm und zerreiben dort mit schlingenden Körperbewegungen ein Exkret, daß zwar ungiftig und geruchlos ist, aber den Menschen meist dazu bringt, sie sofort wieder frei zu lassen. Unbedingt vermieden werden sollte aber, die Tiere am Körperende festzuhalten, denn dies kann zur bereits vorangegehend erwähnten Selbstabtrennung des Körperendes führen.
Anguis fragilis mit (leider hier schwer erkennbarer) untypischer, blauer Rückenfärbung am Radweg Weilmünster - Laubuseschbach Höhe Schwimmbad Weilmünster. 19. Mai 2012.
Die durchschnittliche Länge erwachsener Tiere kann von 35-40 bis maximal knapp 60 cms variieren. Blindschleichen bevorzugen keine bestimmten Habitate sondern sind fast überall zu finden, was mit dem Fachbegriff "eurytop " beschrieben wird. Ihre meist kupferbraune Färbung kann hin zum graubraun, bleigrau bis olivgrau variieren. Bestimmte Lebens- bzw. Färbungsstadien tragen schwarze Längslinien. Bestimmungsbücher für Reptilien tendieren oft dazu, zur Vereinfachung der Erkennung und Arttbestimmung bestimmte Farbtöne festzuschreiben und lassen dabei außer acht, daß manche Reptilienarten enorme Farbanpassungsfähigkeiten an die natürliche Umgebung haben. Daher ist es wichtig jeweils zu registrieren, zu welcher Jahreszeit und auf welchem Untergrund man eine Schlange findet bzw. sieht und welches Lebensalter bzw. Entwicklungsstadium sie hat bzw. ob sie sich im Häutungsstadium befindet.
Blindschleichen sind in ganz Europa verbreitet aber offensichtlich nicht in Andalusien, Kastillien, Irland, den Balearen, Sardinien, Korsika, Kreta und dem mittleren und nördlichen Skandinavien und in der Türkei. Auf dem Kaukasus zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer existiert ein weiteres, isoliertes Verbreitungsgebiet. In den osteuropäischen Ländern, Klein- und Mittelasien ist anstatt der Blindschleiche die deutlich größere Ophiosaurus apodus verbreitet, der sogenannte SCHELTOPUSIK. Im Mittelmeerraum und Nordafrika schließen die Verbreitungsgebiete der Skinke (Scincidae) an, die den Blindschleichen ähneln aber rudimentäre Beinansätze tragen. Sie werden als Übergangsformen zwischen Eidechsen und Blindschleichen betrachtet und auf die Existenz der Skinke stützt sich weitestgehend die evolutuionstheoretische Zuordnung von Anguis fragilis. Ebenso ist im Mittelmeerraum die Doppelschleiche Blanus cinereus (Amphisbaenidae, auch "Maurische Netzwühle" genannt) verbreitet, einer weiteren "Übergangsart" zwischen Schlangen und Eidechsen.
Systematische Tabelle Europäischer Reptilien-Familien
Im Text behandelte Familien sind farblich hervorgehoben:
TESTUDINIDAE - Landschildkröten
EMYDIDAE - Sumpfschildkröten
CHELONIIDAE - Meeresschildkröten
DERMOCHELYIDAE - Lederschildkröten
GECKONIDAE - Geckos
AGAMIDAE - Agamen
CHAMAELEONIDAE - Chamaeleons
LACERTIDAE - Eidechsen
ANGUIDAE - Schleichen
SCINCIDAE - Skinke
AMPHISBAENIDAE - Doppelschleichen
TYPHLOPIDAE - Blindschlangen
BOIDAE - Riesenschlangen
COLUBRIDAE - Nattern
VIPERIDAE - Vipern und Ottern
Die Eidechsen (Reptilia: LACERTIDAE) in Weilmünster
Wegen der verwirrenden Vielfalt ihrer Farbzeichnng und Musterung sind die ca. 40 europäischen Eidechsenarten schwer zu unterscheiden. Eine für ganz Europa gültige Bestimmungstabelle existiert nicht, aber die Verbreitungsareale vieler Arten sind auf sehr spezifische Regionen begrenzt, so daß regional gültige Schlüssel angewendet werden. In Deutschland werden nach den bisher etablierten Bestimmungstabellen 4 Arten unterschieden, wobei 2 zu der Gruppe der relativ größeren und zumeist auch grün gefärbten SMARAGDEIDECHSEN gezählt werden und 2 zu den etwas kleineren KLEINLACERTALIA.
Die Smaragdeidechse selbst galt lange Jahre als verschollen in ihren hessisch-rheinländischen Arealen (Rheingau, Rheintal, Moseltal, unteres Lahntal). Die auch oft teilweise grünlich gefärbte Zauneidechse ist die am häufigsten zu beobachtende Eidechse der aktuellen Gegenwart im Weiltal in der Umgebung Weilmünsters.
Die Wald-, Berg- oder Mooreidechse bewohnt eher siedlungsferne Habitate, wie ihr Name schon darlegt. Ihre Färbung ist zumeist dunkelbraun mit schwarzen Zeichnungselementen. Die farblich ähnliche Mauereidechse hat eine deutlich andere Körpermusterung. Ihr nördliches Verbreitungsareal reicht bis zum Rheingau, Wispertal, Ahrtal und unteren Lahntal.
Zauneidechse
Lacerta agilis
Die Zauneidechse ist relativ häufig und wird bisweilen wegen ihrer insbesondere zur Paarungszeit stark leuchtend hellgrünen Körperfärbung mit der Smaragdeidechse verwechselt. Die Kopf-Rumpf-Länge der Smaragdeidechse beträgt aber rund 13 cms mit doppelt so langem Schwanz, was den Tieren eine Gesamtkörperlänge von 30-40 cms verleihen würde. Die K-R-Länge der Zauneidechse erreicht aber nur maximal 9 cms bei ca 1,5 fach längerem Schwanz, so daß die größten Tiere dieser Art nur knapp über 20 cms lang werden, also deutlich kleiner bleiben als Lacerta viridis.
Auch die Ausdehnung der Grünfärbung ist bei Lacerta viridis vollständiger, während bei Lacerta agilis in Deutschland meist nur die vordere Hälfte der Körperseite und des Kopfes grün leuchten.
Lacerta agilis (Zauneidechse) 21. Mai 2012
Das attackierte Tier hat den Angriff eines Prädatoren überlebt aber dabei ein Vorderbein und die Schwanzspitze verloren.
Lacerta agilis (Zauneidechse) am 19. Juni 2010 (Garten Weilmünsterer Lorbeerkrone).
Das eigentlich mit "männlichen" Charakteristika gefärbte Tier scheint trächtig zu sein.
Charakteristisch für die Tiere der Weilmünsterer Population der Zauneidechse ist der schwarz-scheckige Doppleblock Streifen mit hellen Makelpunkten auf dem Rücken der Tiere, der auch ähnlich parallel an den Körperseiten verläuft. Die obige Abbildung stellt dabei die üblichen Bestimmungsliteraturwerke insoweit in Frage, daß die Weibchen der Zauneidechse keine leuchtenden Farbelemente tragen würden.
Zauneidechse (Lacerta agilis) am Waldrand an der Rohnstädter Heide am 27. Juli 2007
Zauneidechse am Waldrand an der Rohnstädter Heide am 27. Juli 2007 .
Auch dieses Tier scheint ein trächtiges Weibchen zu sein.
Zauneidechse (Lacerta agilis) am 13. Juli 2013 (Garten Weilmünster Lorbeerkrone)
Das Tier war von einer Katze gefangen und unverletzt apportiert worden.
Zauneidechse (Lacerta agilis) am 13. Juli 2013 (Garten Weilmünster Lorbeerkrone)
Das Tier war von einer Katze gefangen und unverletzt apportiert worden.
Zauneidechse (Lacerta agilis) am 13. Juli 2013 (Garten Weilmünster Lorbeerkrone)
Das Tier war von einer Katze gefangen und unverletzt apportiert worden.
Zauneidechse (Lacerta agilis) am 13. Juli 2013 (Garten Weilmünster Lorbeerkrone)
Das Tier war von einer Katze gefangen und unverletzt apportiert worden.
Das Verbreitungsareal der Zauneidechse reicht von Westfrankreich und den Pyrenäen über die Schweiz und den nördlichen Balkan bis Mittelasien. Im Norden existieren Populationen bis Dänemark, Südschweden und das Baltikum. Lacerta agilis bevorzugt Heiden und Sanddünen, Trockenrasen und andere xerotherme Biotope, desweiteren, Feldränder, Straßenböschungen, Hecken, verbuschtes Grasland und Gärten.
Waldeidechse
Lacerta vivipara
Da die Waldeidechse eher weniger anthropogen gestaltete Lebensräume bevorzugt als die Zauneidechse ist sie naturgemäß seltener zu beobachten. Desweiteren ist sie durch ihre Körperfärbung weniger auffällig als ihre heimische Verwandte und wird möglicherweise öfter übersehen.
Wald-, Sumpf- oder Bergeidechse Lacerta vivipara am 26. März 2005 im Naturschutzgebiet Möttbachtal. Ende März sind die Echsen bei niedrigen Außentemperaturen noch sehr träge.
Verglichen mit der Zauneidechse hat die Waldeidechse deutlich "rauhere" und gekielte Rückenschuppen. Die Zahl eines "Schuppengürtels" quer über den Rücken in der Körpermitte von Bauchseite zu Bauchseite beträgt 25-37 Einzelschuppen und damit weitaus weniger als bei der Mauereidechse (hier 42-75 Schuppen) und der Zauneidechse. Auch insgesamt ist die Waldeidechse kleiner mit einer Kopf-Rumpf Länge von bis 6,5 cms und ca. 1 1/2 fach längerem Schwanz erreicht sie nur maximal 16 cms. Die Farbzeichnungselemente sind undeutlicher als bei der Zauneidechse und insgesamt weniger stark marmoriert.
Die Wald-, Sumpf- bzw. Bergeidechse bevorzugt, wie ihre Artnamenkombination schon andeutet, feuchte Biotope mit grasig-krautigem Pflanzenwuchs wie zum Beispiel Bergwiesen, Kleingewässer in Waldnähe, Waldränder, feuchte Gräben, anmoorige Gebieten, Heiden, Moore, Grasdriften. Diese Habitatpräferenz schließt aber nicht aus, Lacerta vivipara auch auf Rodungs- oder Windbruchflächen in Wäldern, an Eisenbahnböschungen, Dünen, Heckenböschungen und in Gärten zu finden.
Der Eidechsen-Artname "vivipara" deutet auf das Lebendgebären des Nachwuchses hin. Ähnlich wie vorangehend für die Schlingnatter beschrieben, entwickeln sich die Eier im Körper des Muttertieres und werden die Eischalen vor der Geburt durch Muskelkontraktionen zerbrochen. Gleichzeitig sind aber auch Beschreibungen von Eigelegen der Waldeidechse aus südlichen Naturräumen Euiropas vorhanden. Dies bestätigt nur mehr die bereits bei Anguis fragilis gemachte Feststellung, daß natürliche Verhaltensweisen eben nicht so exakt festgeschrieben sind, wie dies von Laien bisweilen erwartet wird.
Video zur Demonstration der Vitalität eines nach Katzenbiss abgestoßenen Körperendes einer Waldeidechse (Lacerta vivipara 14. April 2013). Das noch lebende Tier konnte der Katze entzogen werden. Vergleiche hierzu Video "Schlangengrill" im Kapitel Ethnobiologie.
Smaragdeidechse
Lacerta viridis (Verschollen)
Ältere Verbreitungsangaben geben als bekannte Lebensräume der Smaragdeidechse in Deutschland Baden, Kaiserstuhl, Vielen, Efringen, das Rheintal zwischen Bingen und Boppard, die Rheinpfalz, Mosel- und Unteres Nahetal, Trier, Oderberg und Teupitz an. Die "Rote Liste der Reptilien Hessens" von 1996 bezeichnet die Eidechsenart dann für dieses Bundesland als "Ausgestorben oder Verschollen" (Gefährdungsklasse 0) und bezieht sich dabei insbesondere auf die im Rheintal bei Rüdesheim bekannten Vorkommen, wobei als aktiver Beitrag zur Wiederansiedlung der nicht mehr wiedergefundenen Tiere die Renaturierung von Weinbauflächen empfohlen wird.
Auch in anderen ehemaligen Verbreitungsgebieten von Lacerta viridis verzeichnen die offiziellen Registrierungen nicht notwendigerweise eine Zunahme der Populationen, wie beispielsweise im Markgräfler Land und am Isteiner Klotz, wo die Tiere heute als "verschwunden" notiert werden.
Bestätigte Vorkommen der Smaragdeidechse im südlichen Rheintal existieren aktuell am Kaiserstuhl und am Tuniberg. Weitere Fundpunkte auf der Verbreitungskarte für Deutschland liegen im östlichen Donautal unmittelbar an der Grenze zu Österreich und in Brandenburg östlich von Berlin entlang der Grenze zu Polen. (Siehe: Verbreitungskarte der "Östlichen" Smaragdeidechse in Deutschland laut Bundesamt für Naturschutz BfN http://www.ffh-anhang4.bfn.de/ffh-oestliche-smaragdeidechse.html)
Neueste naturkundliche Bestandsaufnahmen von Manfred Henf und Dirk Alfermann im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Amphibien- & Reptilienschutz Hessen sowie der Servicestelle Forsteinrichtung und Naturschutz FENA bestätigen vermutlich eine Wiederausdehnung der Vorkommen bis in das hessische Lahntal zwischen Limburg und Weilburg, genauergesagt in die unmittelbaren Umgebung der Stadt Runkel, wo die Tiere trockene, stark sonnenbeschienene, felsige Steilhänge, Bahndämme und angrenzende Wiesen besiedeln.
Quelle der Verbreitungskarte:
Neunachweis der Smaragdeidechse im hessischen Lahntal
MANFRED HENF & DIRK ALFERMANN - SALAMANDRA, Rheinbach, 40(3/4), 2004
Bevorzugtes Habitat der Smaragdeidechse ist nach E.N.Arnold und J.A.Burton (Pareys Reptilien- und Amphibienführer Europas) "Dichtes, sonnenexponiertes Gestrüpp an offenen Waldstücken, Hecken-, Wald- und Feldrändern, Brombeerdickichten, überwucherten Dämmen und buschreichen Heidebiotopen". Auch Trockenrasen, vergraste Weinberge, Ginsterheiden und Bahndämme sind als typische Smaragdeidechsen-Lebensräume bekannt, wobei immer das Vorhandensein von sonnenbeschienenen Lesesteinhügeln und Trockenmauern mit erreichbaren Lückensystemen als ideale Voraussetzung für die Ansiedlung dieser Eidechsenart beschrieben wird. .
Nach den bisher hier zitierten Verbreitungsangaben war also die Smaragdeidechse in Weilmünster bei naturkundlichen Untersuchungen in der Vergangenheit niemals offiziell registriert worden, wobei die geographische Nähe Weilmünsters zum Rhein-, Mosel- und Lahntal mit den dort üppig vorhandenen, idealen Lebensräumen südexponierter, sonnenbeschienener, felsiger und verbuschter Flußufer-Steilhänge aber sicher die Einwanderung einzelner Exemplare bzw. kleiner Populationen von Lacerta viridis bis ins Weiltal erlaubt haben mag.
Im Jahre 1970 wurden in Weilmünster im ehemaligen Obstgarten des "Schulhauses" in der Nassauer Strasse an einem nach Hausbauarbeiten entstandenen Steinhügel vollständig grün gefärbte Eidechsen registriert und von Naturkundigen als "Smaragdeidechsen" bezeichnet. Die Eidechsen sind an dem beschriebenen Fundort etwa seit 1979 verschollen.
Die Tiere wurden damals von Fotografen aus Weilrod und Bad Soden registriert, so daß eine Überprüfung der exakten Artzuordnung der Eidechsen theoretisch noch möglich wäre. In Anbetracht der Kenntnisse über das in den 60-er Jahren bekannte Verbreitungsareal von Lacerta viridis ist es aber auch durchaus möglich, daß es sich bei den beobachteten Tieren um männliche Zauneidechsen (Lacerta agilis) im Paarungskleid gehandelt hatte, die Smaragdeidechsen ähneln, aber etwas kleiner sind.
Malerische Darstellung eines Smaragdeidechsen-Paares aus dem Jahre 1907 (Meyers Konversations Lexikon). Diese Eidechsenart wurde vor 100 Jahren auch noch als "Grüne Echse" oder "Grüneder" bezeichnet.
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