Genau 4 Monate nach der Publikation der ersten, improvisierten Fassung dieses Artikels am 15. Oktober 2012 eröffnete am 10. Februar 2013 das chinesische Neujahrsfest das Jahr der Schlange, die als astrologisches Symbol 癸巳 = guǐsì = Wasserschlange auf das Jahr des Drachen folgt. Dieser aktuelle Bezug soll Anlaß sein, der CID Publikation einen ethnozoologischen Vorspann hinzuzufügen, in dessen Rahmen detaillierter auf die bereits einleitend angesprochene mythologische Bedeutung der Reptilien, insbesondere der Schlangen eingegangen werden soll.
Einheitlich für alle Naturvölker ist die Schlange das oberste Symbol des Lebens auf Grund ihrer metaphorischen Gleichsetzung und phänologischen Ähnlichkeit mit der Nabelschnur, die neugeborene Lebewesen mit dem Organismus der Mutter verbindet. Dieses interkulturell immer gleiche Grundvorstellungsmuster des Lebewesens Schlange als symbolischer Verbindung des Menschen zu seiner eigenen Entstehung wird von manchen Religionen und sozialwissenschaftlich-medizinischen Theoriebildungen bisweilen durch negativ-konfliktive Bedeutungscharaktäre angereichert, die individuell zutreffen mögen, aber niemals Allgemeingültigkeit erhalten. Trotzdem ist aus dem Stigmatisieren der Schlangen und damit dem Symbol der Verbindung eines jeden Menschen zu seiner Mutter schon wiederholt enorme individuelle und gesellschaftliche Emotionalität zum Ausbruch gekommen, die nicht selten in zumindest symbolischen Tötungsritualen endet, so daß den diesbezüglichen Wurzeln der Gedankenwelten durchaus Beachtung geschenkt werden kann.
Religiöses Meisterwerk der darstellenden Kunst, geschaffen von August Kiss 1855 und heute aufgestellt im Nicolaiviertel Berlins: Epos des immerwährenden und aufopferungsvollen Kampf des Menschen gegen die Schlange, die Pferd und Reiter verschlingt - Der "Heilige Georg Drachentöter".
Allgegenwärtiges Symbol der Schlange ist die phantasieumwobene Darstellung des Reptiles als "Drache" in Sagen, Legenden, Märchen, Mythen, Kindererzählungen aber auch in ernsthafteren Rahmen als Wappenschild, Banner oder religiöse Skulptur. Dieser tritt oft als geflügeltes Wesen auf, sei es im Kampf auf Leben und Tod des Siegfried oder der biblischen Heiligen Michael und Georg gegen den Engel des Teufels, oder, versöhnlicher wiederum, als gefiederte Schlange Quetzalcoatl in den zentralamerikanischen Mythologie.
Pyramide des Quetzalcoatl in Coatzalcoalcos, Veracruz/Mexico (Foto: Wikipedia)
In den mehr naturbezogenen und weniger phantasiegetriebenen Religionen und Denkwelten der indianischen Kulturen, die mit den Lebewesen selbst in näherem Bezug stehen als die immer städtischer geprägten, verwestlichten Kulturen, wird die Schlange zumeist verehrt und weniger gefürchtet, aber wegen der potentiellen Giftigkeit der Bisse einiger Arten doch mit großem Respekt betrachtet und behandelt. Sie gilt in Anlehnung an die Geburtssymbolik der Nabelschnur als Spenderin und Hüterin des Lebens, als wertvolle Ratgeberin und Beschützerin sowie als Rächerin gegenüber Nachstellungen durch Übeltäter. Dies kommt besonders anschaulich im Schlangenkult im indischen Bundesstaat Kerala zum Ausdruck, wo die Reptilien in Heiligen "Sarpa Kavu" - Hainen geschützt und mit Denkmalen verehrt werden, ja sogar dergestalt gefüttert werden, daß man zuerst durch ausgelegtes Futter kleine Nagetiere anlockt, welche dann den in den Wäldern lebenden Schlangen als Nahrung dienen.
Heiligtum der Schlangengöttin in Form einer Kobra mit erhobenem Kopf in einem SARPA KAVU - Wald im indischen Bundesstaat Kerala .
CHIA, die kinderbehütende, indianische Gottheit Südamerikas, deren nach vorne geneigte Krone den Kopf einer zum Angriff bereiten Viper symbolisiert.
Der Ursprung der christlichen Interpretationen der Schlangen, ihrer Charaktereigenschaften, unterstellten Verhaltensweisen und Symbolik liegt vermutlich verborgen in alt-hebräischen Bezeichnungen für diese Reptilien-Ordnung sowie deren mehr oder weniger exakten Verwendungen, Übersetzungen und Interpretationen in biblischen Texten.
Hebräische Worte für "Schlange" selbst sind na-chash´ und shephi-phon´ für eine spezifische Art der Hornviper, vermutlich Cerastes gasperetti, desweiteren tan-nin´, tse´pha´ und tsiph-´oh-ni´. Biblische Charakterisierungen der Tiere sind bisweilen verbunden mit "vermenschlichenden" Wertparametern, die im christlichen Glauben zumeist negativ besetzt weitergegeben werden: Die Nähe ihres Kopfes zum Boden suggeriert, "sie würden Staub auflecken" und ihre fasziniernede Fähigkeit, sich durch schlängelnde Körperbewegungen schnell fortzubewegen wird durch die Beschreibung "kriechend und ohne Beine" abgewertet.
Ebenso sind figurative Verwendungen der Schlangen meist negativ besetzt: Die "Lügen der Böswilligen (lies of the wicked)" entsprächen dem "Gift der Schlangen", die "Zunge der Intriganten" sei "gespalten wie Schlangenzungen", der "exzessive Weingenuß" wirke "wie Schlangengift" sowie dem metaphorischen Vergleich der ägyptischen Sprache mit der "Stimme der Schlangen". Letztere Assoziation bezieht sich auf die Verwendung der Heiligen Uraeus-Schlange im "Kronen"-Kopfschmuck der ägyptischen Pharaonen und Pharaoninnen als Zeichen des durch die Schlangengöttin Wadjet / Uatchit (verkörpert durch die Rote Speikobra Naja pallida) ausgeübten Schutzes.
Schlangengöttin Wadjet im Pharaoninnen-Kopfschmuck (Foto: Google Images)
Zwei weitere hebräische und in biblischen Texten verwendete Begriffe für Schlangen mit besonderen Eigenschaften sind qip-pohz´, die "Pfeil-Schlange" oder "Springende Schlange" aus der Prophezeihung Jesahia (34:15), die im "EDOM" genannten Wüstengebiet zwischen dem Toten Meer und der Stadt Eilath am Golf von Aquaba vorkommen soll - vermutlich einer Art Klapperschlange -; und sa-raph´, die "Feuer-Schlange (fiery snake)" oder "Brennende Schlange", erwähnt in Jesahia 6:2, 6 und dort bezeichnend übersetzt als "Seraphs" oder sera-phim´. Letztere Wesen halten sich als Geister über Jehovas Thron im Himmel auf und werden als "brennend, entflammt, giftig und entzündend" beschrieben. Aus diesem Bedeutungskomplex entwickelte sich vermutlich die spätere europäisch-christliche Vorstellung vom "Engel als geflügelter Schlange", einem Synonym für den "Teufel", möglicherweise auch den "Drachen".
Nicht nur der Vollständigkeit halber muß aber auch hier die wohl bekannteste "Schlangenszene" aus der Bibel erwähnt werden, die in der "Weltursprungsgeschichte" des Schöpfungsmythos unüberwindbar festgeschrieben ist: Von "ihrem Mann" Adam für Momente unbeaufsichtigt im "Garten Eden" alleine gelassen spricht "vom Fuße des Baumes der Erkenntnis", der das Wissen um Gut und Böse vereint, her eine Geisterstimme, die sich der Körperform der Schlange und damit der symbolischen Nabelschnur-Verbindung zur Mutter bedient, zu Eva (cha-yah´= Leben) und stellt ihre ausschließliche Bindung zu Adam in Frage, indem sie ihr das Genießen "aller Früchte des Baumes" zu Ernährungszwecken anträgt. Etabliert eine Frau auschließlich eine Beziehung zu einem Mann und unterwirft sich dessen Denkmodell oder vertraut sie zur Sicherung ihres Lebensunterhaltes in ihre eigenen Fähigkeiten und entwickelt multiple Beziehungen ? Dieses ethisch-moralisch-politisch-militärische Grundkonzept wird durch das schöpfungsgeschichtliche Schlangengleichnis der Bibel thematisiert, was die spätere, aus der Bibelgeschichte resultierende, intervallartige Verfolgung der "Schlangen" eindeutigen Fronten zuordnet.
Heiliger Georges, der Drachentöter. Bildnis auf dem Marktplatz zu Limburg.
Im katholisch-protestantisch geprägten Zentraleuropa haben im Verlauf der letzten 2000 Jahre zunehmend weltliche Regentschaften sich dem Schutz der verfolgten Schlangen angenommen und dazu administrativ abgesicherte Rückzugsräume für diese geschaffen. Ebenso wie auf religiösen Bannern und Stadtwappen, die Sankt Georg mit der von ihm durchbohrten Schlange im Schilde führen, sind den Orten, die in einträchtiger Verbindung mit den verfolgten Reptilien koexistieren, Wappen mit Schlangensymbolik zugeordnet. Für die im weiteren Artikel verbreitungsgeographisch näher betrachtete, mittelhessische Region Taunus und die Nachbarregionen Rheingau und Wetterau, also etwa das Gebiet des ehemaligen Herzogtums Nassau, sind dies 4 Ortschaften, die die Schlange im Ortswappen führen: Elz, Schlangenbad, Bad Salzschlirf und Bad Salzhausen.
Die 4 Gemeindewappen mit Schlangensymbolik der hugenottischen Einwanderungsregion Mittelhessen: Elz, Schlangenbad, Bad Salzschlirf und Bad Salzhausen. Abbildungen aus: Wikipedia, Google Images)
Das Elzer Wappen führt eine feuerspeiende Schlange in einem goldenen Kelch, vermutlich einem kirchlichen Weinkelch der begleitend zur Einnahme der Hostie beim heiligen Abendmahl gereicht wird. Das Schlangenbader Wappen erhebt die gekrönte, züngelnde Schlange über einer Wasserfläche. In Bad Salzschlirf kombiniert man eine um einen Aeskulap-Stab gewundene Schlange mit einer stiellosen Schaufel in spitz-gewundener Hellebardenform, wobei den beiden Teilwappen eine Mauerkrone aufgesetzt wird. In Bad Salzhausen ist der Aeskulap-Stab schließlich durch eine sogenannte "Salzhake" ersetzt, ein Bergbauwerkzeug das beim Salzschürfen eingesetzt wurde und das stark an die in vielen anderen regionalen Wappen verwendete "Wolfsangel" erinnert, wie sie zum Beispiel der Ort Wolfskehlen im Wappen führt. Die Betrachtung der Wappen läßt symbolische Vermischungen erkennen, wobei sich beispielsweise der Speer Sankt Georges in das heilende Symbol des Aeskulapstabes verwandelt, das die Schlange dann zärtlich umschlingt, oder wobei sich germanische Mythenbilder der weltbeendenden Endschlacht "Rangnarök" vermengen, in denen Thor und Odin gegen den Wolf und die Schlange kämpfen.
Friedrich Wilhelm Heine (1882): The Battle of the Doomed Gods. Gemälde mit der Darstellung von Odins Kampf gegen den Wolf Fenrir (oder: Fenris) und Thors Gefecht gegen die Midgardschlange (Jörmungandr, Ermengand). Bild: Wikipedia.
Die Erwähnung dieser Zusammenhänge aus Bibel und Edda soll hier nur der ethnozoologischen Vollständigkeit halber erfolgen, nicht aber um für Verständnis für immerwiederkehrende, zyklische Endschlachten männlicher Helden gegen Reptilien, Schlangen oder Symboliken der Verbindung zum Weibe und zur Mutter zu werben. Schließlich ist doch die Wurzel des Schlangenbildnisses auch in der nordischen Mythologie die des Lebens und der Bewegung. Im intakten, unzerstörten Universum welches von der Weltenesche Ygdrassil getragen wird, deren Wurzeln, Stamm und Krone die Verbindung zwischen dem Himmel, Erde - der Lebenswelt der Menschen - und der Unterwelt - dem Totenreich herstellen, umringt die Weltenschlange "Midgard" den Stamm der Esche und bewegt mit den mehr oder weniger heftigen Bewegungen ihres Körpers die Wasser des sie umgebenden Ozeanes und erzeugt so die Wellen des Meeres, die Gezeiten sowie Stürme und Fluten.
Struktur des Universums, der Welt, in der nordischen Kosmogonie, verkörpert durch die Weltenesche Ygdrassil, deren Krone den Himmel trägt, deren Stamm vom Meer umgeben ist und die in den Labyrinthen der Unterwelt und des Totenreiches wurzelt. Die Schlange Midgard lebt dort im Ozean und bewegt diesen. Bild: Gemälde von Oluf Olufsen Bagge 1847 / Edda / Wikipedia.
Schlange und Kosmogonie sind in allen Mythologien untrennbar miteinander verwoben und verbinden diese. So findet man sowohl in hinduistischen als auch in ostasiatischen Darstellungen von Strukturmodellen des Universums ähnlich wie in nordeuropäischen und auch südamerikanischen Vorstellungswelten immer wieder die Schlange als weltumspannende, dynamische Figur. Der Bezug dieser Symbolik zur Weltenesche und zum biblischen Baum der Weisheit ist unübersehbar und erhält im übertragenen Sinne des Stabes des Mose, des Asklepios und Hermes sowie der daraus abgeleiteten Symbole der modernen Medizin eine neue, mobile und systemübergreifende Bedeutung.
Asiatische, vermutlich chinesische Darstellung des Universums als Bronzeskulptur, welche die Funktion übereinandergesetzter Servierschalen hat. Die untere Schale stellt einen von einer "Seeschlange" beherrschten Ozean dar. Auf dem erhabensten Deckel der oberen Schale sitzt, umgeben von Meereswellen, wachend und mit erhobenem Stock ein Mann neben einem ruhenden Pelztier, vermutlich einem Yak.
In der Moderne allegegenwärtig ist das Schlangensymbol des "Aeskulapstabes" als Zeichen für Ärzte, Heilkunde, Heilkunst, Apotheken, Phamazie und Medizin. Im Gegensatz zum Georgen- oder Michalis-Speer steht es für die harmonische Koexistenz mit den Schlangenwesen und hat seinen Namensursprung in der griechischen Gottheit "Asklepios", dem Gott der Heilkunst. Ihm zugeordnet sind die Schlange, die Zypresse, der Hahn und die Eule. Der von einer Schlange umwundene Stab des Heilgottes steht in Bezug zur "ehernen Schlange des Mose" in der biblischen Legende und zum "Stab des Hermes", welche wiederum vom bereits oben erwähnten pharaonischen Kopfschmuck inspiriert gewesen sein mag.
Skulptur eine heilkundigen Frau, die das "Gift" einer Schlange zu Heilzwecken in einer Schale auffängt. Engel-Apotheke am Marktzplatz Weilburg.
Reptilien und insbesondere die Schlangen selbst, werden in der Medizin auf unterschiedlichste Art verwendet. Heilende Wirkung durch Auslösen von Schrecken haben Schlangen, die von mit diesen vertrauten Shamanen zum Erzeugen einer Schockwirkung bei Patienten und Publikum eingesetzt werden. Schlangenbeschwörer nutzen ähnliche Elemente in den von ihnen vorgeführten Ritualen. Genau den entgegengesetzten Effekt versuchen Schlangentherapeuten zu bewirken, die Boas und Pythons zur Körpermassage und Wellness-Behandlung verwenden, während der es zum intensiven, vertrauensfördernden und entspannenden Körperkontakt zwischen Patientenn und Reptilien kommt. Fließend schließen sich an diese Verwendung die zur emotionalen Stimulation der Zuschauer verwendeten Schlangen bei erotischen Tänzen von Frauen bis hin zu Auftritten von Schlangendompteuren bei Zirkusvorstellungen an. In dieser Reihe bildet erst die Präsentation von Schlangen in zoologischen Exotarien mit dem Ziel der Vermittlung realitätsbezogener, naturwissenschaftlicher Kenntnisse zwecks Abbau der Emotionen und Phantasien den Schlußpunkt des direkten Einsatzes dieser Reptilien durch den Menschen.
Shamane (Culebrero) beeindruckt sein Publikum mit einer Klapperschlange (Crotalus durissus cumanensis) auf dem Marktplatz des antioquenischen Andenortes Tamesis (Kolumbien, Juli 1985)
Beispiel für Körpermassage mit Schlangen bei "Wellness-Therapie"
Quelle: YouTube http://www.youtube.com/watch?v=XZhPLXnFyqM
Tänzerin mit Tanzpartnerin Python molurus (Tiger-Python)
Beispiel für Körpermassage mit Schlangen bei "Wellness-Therapie"
Quelle: YouTube http://www.youtube.com/watch?v=XZhPLXnFyqM
Tänzerin mit Tanzpartnerin Python molurus (Tiger-Python)
Szenenfoto: Musikvideo ENGEL von RAMMSTEIN
Die kommerzielle Nutzung lebender Schlangen für Showzwecke, zoologische Gärten und den Terrarienhandel ist neben der Nutzung der Häute der Tiere für die Lederindustrie der Hauptgefährdungsfaktor für diese Tiere. Dies gilt allerdings fast ausschließlich für Reptilienarten tropischer ud subtropischer Länder, während die einheimischen Schlangen Mitteleuropas vor derlei Bejagung weitgehend verschont bleiben. Zur Dekoration von Gegenständen und Bekleidungsstücken wurden hauptsächlich die Häute der sogenannten "Riesenschlangen" - Boas und Pythons - gejagt, während fast alle bunt gemusterten Reptilienarten Opfer des Terrarienhandels werden - wenn auch anfänglich noch lebend. Internationale Handelsverbote werden und wurden wiederholt erlassen und bisweilen erfolgen auch strenge Importkontrollen, doch sind die Zoohandlungen heute zu jedem Zeitpunkt gut mit Tieren ausgestattet.
Ein mit Schlangenhaut bespanntes, historisches SHUDRAGA - Saiteninstrument, gespielt von der berühmten Folklore-Musikerin Enkhtuya Jambaldorj aus der Mongolei. Nur alte Shudragas, die innerhalb der Familien von Generation zu Generation weitervererbt werden, sind noch mit echter Schlangenhaut bespannt. Kontemporäre Modelle verwenden Schlangenhaut-Imitat zur Oberflächenbespannung des Resonanzkörpers.
Schlangenshow in PATTAYA Thailand
Quelle: YouTube http://www.youtube.com/watch?v=9jlDHKhzyMw
Schlangenshow in PATTAYA Thailand
Quelle: YouTube http://www.youtube.com/watch?v=9jlDHKhzyMw
Zur Gewinnung ihres Giftes wurden Schlangen lebend gefangen und in landwirtschaftlichen Betrieben, den sogenannten SCHLANGENFARMEN gehalten. Eine der ersten Schlangenfarmen weltweit war die 1923 vom Pasteur Institut Bangkog gegründete Queen Saovabha Memorial Institute and Snake Farm. Zwei der größten Schlangenfarmen in Deutschland selbst sind das Nordharzer Schlangenparadies in Schladen und die Schlangenfarm des Pharmaunternehmens Nordmark Arzneimittel GmbH in Uetersen. Daneben existieren kleinere Zuchtbetriebe. Auch zoologische Gärten, Reptilienschauen, Exotarien und universitäre Forschungsinstitute verfügen in Deutschland über zahlreiche Gifttierhäuser, die ähnlich der landwirtschaftlichen Betriebe der Schlangenfarmen zur "Ernte" von "Tiergiften" eingesetzt werden, wie anschaulich im folgenden Videofilm des Gifttierhauses Eimsheim über das "Melken einer Klapperschlange" dargestellt ist.
Das "Melken" einer Klapperschlange zur Giftgewinnung im Gifttierhaus Eimsheim
YouTube Video http://www.youtube.com/watch?v=pnIF1o8PfCM
Aus der Sicht des Artenschutzes kann von der Existenz unzähliger Reptilien außerhalb ihrer Ursprungsländer nicht notwendigerweise dírekt auf eine Bedrohung oder Gefährdung dieser Arten durch die Terrarienhaltung gesprochen werden. Zwar dezimieren Jagd, Fang und Export die Bestandszahlen und Vermehrungsmöglichkeiten von Schlangen in ihren natürlichen Habitaten, doch stehen die Tiere dort wegen des in den letzten Jahrzehnten wachsenden Druckes auf die natürlichen Lebensräume durch Land- und Forstwirtschaft und Siedlungsausdehnung oft ebenso unter enormem Existenzdruck. Desweiteren ist die in Deutschland heute fest verwurzelte "Tierschutz-Philosophie" in manchen Ursprungsländern der betreffenden Reptilien deutlich weniger stark ausgeprägt. So werden in vielen ländlichen Regionen Kolumbiens beim "Deshierbar" genannten Entbuschen von Grünland entdeckte Schlangen meist sofort totgeschlagen, unabhängig davon, ob die Art als giftig oder ungiftig klassifiziert ist. Schließlich werden zunehmend Erfolge mit der Vermehrung der "in Gefangenschaft" in Terrarien gehaltenen Schlangen erzielt, so daß theoretisch eine zukünftige Auswilderung nach Änderung der Grundeinstellung der Bevölkerung gegenüber diesen Tieren an deren natürlichen Habitaten wieder möglich wäre.
Korallenschlange Micrurus nigrocinctus, Guaduas / Kolumbien Juli 1985
Einer der Hauptgründe für die kommerzielle Haltung der Schlangen in Schlangenfarmen oder medizinisch-pharmazeutischen Zuchten ist die Gewinnung des Schlangengiftes als Ausgangsstoff zur Herstellung von Antisera (Antivenomen) bzw. als Grundstoff für die Herstellung kosmetischer Produkte oder anderer Medikamente. Die Erforschung der Toxine, insbesondere der Schlangengifte und ihrer Wirkung wird seit Langem mit großem Aufwand von der pharmazeutischen Industrie, Gerichtsmedizin und zoologischenen bzw. biochemischen Universitätsinstituten betrieben. Bei der Giftwirkung werden
Cytotoxizität (Wirkung auf Haut, Muskel, Bindegewebe, Organe, Netz- und Hornhaut, etc)
Neurotoxizität (Wirkung auf Nervenzellen und Nervensystem) und
Hämotoxizität (Wirkung auf Blutgerinnung)
unterschieden. Beschriebene Schlangenbiss-Giftwirkungs-Symptome sind hauptsächlich Entzündungen, Zellschädigungen, Blutungen, Verätzungen (der Augen), Lähmungen, Krämpfe und Blutgerinnungsstörungen bzw. Thrombosen.
Tatsächliche und unterstellte Giftwirkungen zu untersuchen ist nicht leicht und kann je nach Untersuchungsansatz und Voraussetzungen zu stark differierenden Ergebnissen führen. Dies hat folgende Ursachen:
1.
Von Schlangen produzierte "Gift"-Sekrete bzw. deren Wirkung variieren je nach dem Lebensalter des Tieres, der Ansammlungszeitdauer in der Giftdrüse, der beim Biß injiziierten Menge, der körperlichen Kondition des Gebissenen, der Abwehrkraft des Organismus, den Bißumständen bzw. der Verletzungsgröße und Sekundärinfektion der Wunde, der Extraktionszeit nach der künstlichen Giftentnahme, der Vermischung mit Körperflüssigkeiten oder -gewebe, etc.
2.
Emotionale, psychische, erziehungs- bzw. "Wissens"-bedingte oder religiöse Voreinstellungen der Gebissenen Opfer konditionieren das psychosomatische Verhalten der Bisßopfer nach dem Biß stark. Erwartet ein sehr mit Furcht vor Schlangenbissen besessener Mensch nach dem tatsächlichen Biß einer Schlange unausweichlich den Tod, so kann diese psychosomatische Panik unter Umständen zu krampfartigen Atembeschwerden und Herzstillstand "aus Angst" führen. Die Trennung psychosomatischer und neurotoxischer Effekte ist dabei unmöglich.
3.
Bisse von Boas und Pythons, die keine Giftschlangen im eigentlichen Sinne sind, können gefährliche Wunden ähnlich kleiner Raubtierbisswunden (Hundebisse) erzeugen. Erfolgt nach einem solchen Biß keine sofortige Wunddesinfektion und dringt beim weiteren Aufenthalt im Feld, Sumpf oder Urwald Schmutz in eine solche Verletzung ein, so können solche Schlangebisse ebenfalls zu Vergiftungs-ähnlichen Folgeerscheinungen führen.
4.
Das menschliche Immunsystem unterliegt beständigen Wandlungen, insbesondere seit der systematischen Zuführung von medizinischen Impfstoffen. Diese permanente Neuanpassung von Generation zu Generation kann selbstverständlich auch zur "außer Kraft Setzung" ehemals historisch beschriebener und naturwissenschaftlch nachgewiesener Giftwirkungen führen.
Allgemeingültige naturwissenschaftlich-medizinische Aussagen über die Toxizität von Schlangengiften, die immer exakt zutreffen, sind also nicht zu leisten. Es ist davon auszugehen, daß es bei den populärwissenschaftlichen Darstellungen der Gefährlichkeit von Schlangenbissen und der Wirkung der Gifte aus leicht durchschaubaren Gründen zu exzessiven Übertreibungen kommt, die Grundlage für die Ausrottung vieler Schlangenarten - so auch der ehemals heimischen Kreuzotter - waren und sind. Trotzdem muß die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, daß durch Schlangebisse in den menschlichen Blutkreislauf injiziierte Drüsensekrete Blutgerinnungsstörungen entstehen könnten, die theoretisch zu Embolien oder Störungen des Metabolismus führen könnten, bzw. das in ausgespienen Schlangengiften enthaltene Säuren beim Kontakt mit den Augen Verätzungen erzeugen könnten.
Verläßlichere und reproduzierbarere Ergebnisse bringt dagegen die Verwendung von Schlangen in Hexenküchen. Ein teilweise exaktes Rezept liefert die Beschreibung der Zubereitung eines Gebräues durch "die böse Hexe Gingema" in Alexander Wolkow´s literarischem Werk "Der Zauberer der Smaragdenstadt". Durch Hinzufügung von Mäusen und Schlangenköpfen zu dem in einem grünen Kessel von Hexe Gingema gekochten Trank und dem Verspritzen des Getränkes mittels eines Besens am Eingang ihrer Höhle, die vermutlich in den Bergen Utah´s oder Colorados´s lag, löst sie einen Tornado aus, der im US-Bundesstaat Kansas enorme Verwüstungen anrichtete. Die klimatologische Wirkung des Zaubertrankes ist aber vermutlich nur durch die gleichzeitige Verwendung eines Zauberspruches erzeugt worden, der nicht in direktem Zusammenhang mit den verwendeten Schlangenköpfen steht: "Sussaka, Massaka, Burido, Furido - lema, rema gema - sema, pema, fema".
Bemerkenswert bedauert schon in dem Buch Wolkows die Frau Gingema die Naturzerstörung durch "die Menschen", welche sie mittels ihres Zaubers zu bestrafen gedachte:
"Sie haben sich über die Welt verbreitet, die Sümpfe trockengelegt und die finsteren Wälder abgeholzt. Alle Frösche haben sie ausgerottet. Sie vernichten die Schlangen. Keinen Leckerbissen haben sie auf der Erde gelassen ...".
Somit ist zwar Frau Gingema womöglich die erste Ökologie-Aktivistin in der Literaturgeschichte und setzte sich durch ihr Engagement vehement zum Schutz der Natur ein, doch kann man sie heutezutage deswegen nicht unbedingt als Reptilienschützerin bezeichnen, selbst wenn ihr Einsatz von Schlangenköpfen im Zaubertrank die Verteidigung der Schlangenhabitate und damit der natürlichen Schlangenpopulationen vor menschlichem Raubbau zum Ziel hatte.
Auch aus kulinarischer Sicht ist das Verhalten Gingemas fragwürdig. Zwar ist für Europäer zuerst die Vorstellung ungewohnt, Schlangensuppe zu essen, doch waren Schlangen zumindestens bis Anfang der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts neben anderen Reptilien und Schuppentieren wie Leguanen, Schildkröten und Gürteltieren Bestandteil der Speisekarten von Delikatessen-Restaurants in Lateinamerika, Afrika und Asien. Schildkröten- und Leguaneier wurden dabei als sexualstimulierende Aphrodisiaka stark begehrt und verzehrt. Ende der 80er Jahre wurden daher zum Beispiel in Nicaragua zum Schutz der bedrohten Wildtierbestände und zur Deckung der Nachfrage von Märkten und Restaurants spezielle Leguan-(Garrobo)-Zuchten aufgebaut. Schlangenfleisch, zumindestens das von nicaraguanischen Boas, hat allerdings wenig Eigengeschmack und ist bei nicht fachgerechter Zubereitung extrem zäh und schwer zu zerkauen.
3.
Bisse von Boas und Pythons, die keine Giftschlangen im eigentlichen Sinne sind, können gefährliche Wunden ähnlich kleiner Raubtierbisswunden (Hundebisse) erzeugen. Erfolgt nach einem solchen Biß keine sofortige Wunddesinfektion und dringt beim weiteren Aufenthalt im Feld, Sumpf oder Urwald Schmutz in eine solche Verletzung ein, so können solche Schlangebisse ebenfalls zu Vergiftungs-ähnlichen Folgeerscheinungen führen.
4.
Das menschliche Immunsystem unterliegt beständigen Wandlungen, insbesondere seit der systematischen Zuführung von medizinischen Impfstoffen. Diese permanente Neuanpassung von Generation zu Generation kann selbstverständlich auch zur "außer Kraft Setzung" ehemals historisch beschriebener und naturwissenschaftlch nachgewiesener Giftwirkungen führen.
Allgemeingültige naturwissenschaftlich-medizinische Aussagen über die Toxizität von Schlangengiften, die immer exakt zutreffen, sind also nicht zu leisten. Es ist davon auszugehen, daß es bei den populärwissenschaftlichen Darstellungen der Gefährlichkeit von Schlangenbissen und der Wirkung der Gifte aus leicht durchschaubaren Gründen zu exzessiven Übertreibungen kommt, die Grundlage für die Ausrottung vieler Schlangenarten - so auch der ehemals heimischen Kreuzotter - waren und sind. Trotzdem muß die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, daß durch Schlangebisse in den menschlichen Blutkreislauf injiziierte Drüsensekrete Blutgerinnungsstörungen entstehen könnten, die theoretisch zu Embolien oder Störungen des Metabolismus führen könnten, bzw. das in ausgespienen Schlangengiften enthaltene Säuren beim Kontakt mit den Augen Verätzungen erzeugen könnten.
Die Schlange in Gingema´s Küche. Darstellung von L. Wladimirski in: Alexander Wolkow (o.D.) Der Zauberer der Smaragdenstadt. Verlag f. fremdsprachige Literatur, Moskau. Nach: Lyman Frank Baum (1900) The Wizard of Oz.
Verläßlichere und reproduzierbarere Ergebnisse bringt dagegen die Verwendung von Schlangen in Hexenküchen. Ein teilweise exaktes Rezept liefert die Beschreibung der Zubereitung eines Gebräues durch "die böse Hexe Gingema" in Alexander Wolkow´s literarischem Werk "Der Zauberer der Smaragdenstadt". Durch Hinzufügung von Mäusen und Schlangenköpfen zu dem in einem grünen Kessel von Hexe Gingema gekochten Trank und dem Verspritzen des Getränkes mittels eines Besens am Eingang ihrer Höhle, die vermutlich in den Bergen Utah´s oder Colorados´s lag, löst sie einen Tornado aus, der im US-Bundesstaat Kansas enorme Verwüstungen anrichtete. Die klimatologische Wirkung des Zaubertrankes ist aber vermutlich nur durch die gleichzeitige Verwendung eines Zauberspruches erzeugt worden, der nicht in direktem Zusammenhang mit den verwendeten Schlangenköpfen steht: "Sussaka, Massaka, Burido, Furido - lema, rema gema - sema, pema, fema".
Bemerkenswert bedauert schon in dem Buch Wolkows die Frau Gingema die Naturzerstörung durch "die Menschen", welche sie mittels ihres Zaubers zu bestrafen gedachte:
"Sie haben sich über die Welt verbreitet, die Sümpfe trockengelegt und die finsteren Wälder abgeholzt. Alle Frösche haben sie ausgerottet. Sie vernichten die Schlangen. Keinen Leckerbissen haben sie auf der Erde gelassen ...".
Somit ist zwar Frau Gingema womöglich die erste Ökologie-Aktivistin in der Literaturgeschichte und setzte sich durch ihr Engagement vehement zum Schutz der Natur ein, doch kann man sie heutezutage deswegen nicht unbedingt als Reptilienschützerin bezeichnen, selbst wenn ihr Einsatz von Schlangenköpfen im Zaubertrank die Verteidigung der Schlangenhabitate und damit der natürlichen Schlangenpopulationen vor menschlichem Raubbau zum Ziel hatte.
Auch aus kulinarischer Sicht ist das Verhalten Gingemas fragwürdig. Zwar ist für Europäer zuerst die Vorstellung ungewohnt, Schlangensuppe zu essen, doch waren Schlangen zumindestens bis Anfang der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts neben anderen Reptilien und Schuppentieren wie Leguanen, Schildkröten und Gürteltieren Bestandteil der Speisekarten von Delikatessen-Restaurants in Lateinamerika, Afrika und Asien. Schildkröten- und Leguaneier wurden dabei als sexualstimulierende Aphrodisiaka stark begehrt und verzehrt. Ende der 80er Jahre wurden daher zum Beispiel in Nicaragua zum Schutz der bedrohten Wildtierbestände und zur Deckung der Nachfrage von Märkten und Restaurants spezielle Leguan-(Garrobo)-Zuchten aufgebaut. Schlangenfleisch, zumindestens das von nicaraguanischen Boas, hat allerdings wenig Eigengeschmack und ist bei nicht fachgerechter Zubereitung extrem zäh und schwer zu zerkauen.
Rezept für die kulinarische Zubereitung einer Klapperschlange
Quelle: www.kirchenweb.at
Bewegungen einer zerteilten Klapperschlange auf Grill
Quelle: YouTube Video http://www.youtube.com/watch?v=xNvqVJPnZUw